15. September 2016 um 7:36 Uhr
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What is the craziest adventure you’ve ever been on?
Erzähl uns von deinem verrücktesten Abenteuer!
Da grübelte ich Anfang September noch nach, ob es denn überhaupt ein Erlebnis in meinem Leben gibt, das ich als Abenteuer – und dazu noch als verrücktes – bezeichnen würde, und dann war ich vor 1 1/2 Wochen mit meinem Schatzi klettern und hatte prompt mein Mini-Abenteuer, das sich diesem Thema als würdig erwies:
Spontan hatten wir geplant, dass wir das tolle Wetter am Wochenende nochmal in den Bergen verbringen wollten. Also packten wir Freitagabend Kletterzeug, Kleidung und das Zelt ins Auto und fuhren am Samstag um 5 Uhr los Richtung Österreich.

Um halb 9 kamen wir in Mittelberg bei Oberstdorf im Kleinwalsertal an, parkten das Auto und begannen mit dem Aufstieg. Den Aufstieg verfluche ich jedes Mal, aber dieses Mal war es für mich anstrengender als sonst, ohne dass ich wüsste, wieso. Mittags kamen wir aber dennoch an der Fiderpass-Hütte an, von wo der Mindelheimer Klettersteig, den wir durchklettern wollten, startet. Nach einer kurzen Mittagspause, machten wir uns auf und begannen mit dem Klettersteig. Leider fühlte ich mich immer noch nicht so fit, der Klettersteig ist jedoch nicht allzu schwer und an einigen Stellen echt super ausgestattet mit Tritten und Stiften.





Nachdem wir eine ganze Weil geklettert sind, fühlte es sich so an, als ob der Steig demnächst zuende sein müsste, zumindest sagte mir mein Zustand das – ich hatte bereits nicht mehr genug Energie. Wir hatten auch schon drei Gipfel hinter uns und ich dachte, das wären die drei Gipfel der Route gewesen.
Denkste! Vor uns ragte tatsächlich erst der zweite Gipfel in die Höhe und es gab keine Ausstiegsmöglichkeit zwischendrin. Und nach dem zweiten kam noch der dritte Gipfel und nach dem Klettersteig noch ein weiterer Berg, den wir überwinden mussten. Die Sonne neigte sich schon langsam dem Horizont zu, mein Kopf sagte mir bereits vor dem zweiten Gipfel, dass ich nicht mehr konnte und dennoch schaffte mein Körper es irgendwie.
Zwischendrin verloren wir dazu noch kurz den Weg und ich hatte sogar zwei kurze Panikanfälle, weil ich Angst hatte, den Klettersteig plus Abstieg nicht mehr bei Tageslicht zu schaffen, doch mein Schatzi konnte mich zum Glück beruhigen. Und so kletterte ich einfach immer weiter, bis wir endlich das Ende des Klettersteigs waren und einen Wegweiser fanden. Es war bereits zu spät für den Abstieg, doch in der Nähe befand sich zum Glück die Mindelheimer Hütte. Den Weg dort hin schaffte ich noch, so dass wir dort ein Notlager erhielten. Notlager bedeutete: zwei Isomatten, vier Decken und ein Plätzchen auf einem Holztisch.

Ja, ein Tisch, unter dem weitere Notplätze waren, ebenso im kompletten Raum, in dem am Ende zahlreiche andere Bergsteiger übernachteten. Wir bekamen zum Glück noch Suppe als Abendessen, ich war jedoch so fertig, dass ich ewig brauchte, um überhaupt die Suppe zu essen. Die Hütte war sehr gut besucht und dementsprechend laut, so dass wir uns nach dem Essen auf unser Lager zurückzogen.
Für eine Übernachtung hatten wir überhaupt nichts dabei, doch die Decken waren warm und ich konnte meine Jacke als Kissen benutzen. Es dauerte jedoch noch etwa zwei weitere Stunden, bis wir endlich schlafen konnten, da nach und nach die anderen Übernachtungsgäste eintrudelten und natürlich nicht auf Zehenspitzen schlichen. Der Holztisch war unbequem und ich wachte in der Nacht immer wieder auf, um mich umzudrehen, doch zwischendrin fanden wir genug Schlaf, so dass wir am nächsten Morgen einigermaßen fit waren.

Sobald der Himmel gegen 6 Uhr morgens hell wurde, fingen die anderen Bergsteiger das Wuseln an, zogen sich an, putzen Zähne, gingen aufs Klo, packten ihre Sachen, … Um 7 Uhr gingen wir daher auch frühstücken und begannen um 8 Uhr mit dem Abstieg. Ich war froh, dass wir den Abstieg am Abend zuvor nicht mehr in der Abenddämmerung bzw. im Dunkeln gemacht hatten, denn er dauerte nochmal drei Stunden und war zumindest am Anfang nicht einfach, da er mitten durch ein steil abfallendes Geröllfeld ging (im Foto der helle senkrechte Streifen in der Mitte).

Mittags waren wir dann endlich wieder am Auto, aßen Müsli zum Mittag, das eigentlich unser Frühstück sein sollte, und fuhren Heim. Zuhause ging’s dann noch in die Therme und wir genossen nach dem anstrengenden Wochenende die Wärme in der Sauna.
Auch wenn ich zwischendrin Panik hatte und am Ende echt fertig war, war es ein schönes Wochenende. Das Wetter war klasse – mal Sonne, mal Wolken und nicht zu warm oder zu kalt – und ich hab aus der Ferne sogar Alpensteinböcke gesehen und wieder Murmeltiere pfeiffen hören. Außerdem war es echt toll, die Sonne aufgehen zu sehen und im Morgen zu wandern. Ich hab zum ersten Mal auf einer Hütte übernachtet und weiß jetzt, dass sogar eine spontane Übernachtung dort nicht so schlimm ist. Und ich kenne eine weitere meiner Grenzen … 

Meine bisherigen Beiträge zur Blog-tember Challenge: