7. Januar 2015 um 20:32 Uhr
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Ohje, die Hochzeitstorte. Ich hatte sie mir so grandios ausgemalt: drei oder vier Stockwerke, weiß, mit Kirschblüten und natürlich vegan! Ich hatte mir extra zahlreiche Beispiele aus dem Internet zusammengesucht und auch exakt beschrieben, was ich haben wollte, und dann das …
Aber mal der Reihe nach. Nachdem schon das Büffet „nur“ vegetarisch werden sollte, wollte ich zumindest eine komplett vegane Hochzeitstorte. Wie toll, dass sich meine tortenbackende und fondantverzierende Hochzeitsfee und Freundin bereit erklärte, meine Torte zu backen. Dieser Eintrag meiner ToDo-Liste war früh abgehakt. Bis zu dem Punkt, als sie mir leider sagen musste, dass sie die Torte nicht backen kann. Und vielleicht auch gar nicht zu meiner Hochzeit kommt. Aber ich konnte gar nicht so traurig darüber sein, denn sie hatte einen wirklich schönen Grund: Sie wurde kurz vor meiner Hochzeit Mama. (Und schaffte es dann sogar doch noch mit dem süßen Mini-Baby zur Feier!
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Also ging die Suche los. Doch die war gar nicht so einfach, solange man nicht ein Vermögen für einen Haufen Teig mit Zuckerdeko ausgeben möchte. Im Gegensatz zu anderen Dingen wie Brautschuhe oder Vasen für die Tisch-Deko kann man eine Hochzeitstorte nicht online bestellen und sich pünktlich zum Fest liefern lassen. Einmal mit dem Paketdienst quer durch Deutschland gekarrt würde am Ende wohl nur noch Matsche übrig bleiben. Geschickterweise hab ich aber eine vegane Konditorin in meiner Nähe und am liebsten hätte ich meine Torte auch von Veganpassion machen lassen – ihre Torten sind wunderschön und genau das, was ich haben wollte – aber leider lag der Preis bei der geplanten Größe weit über unserem eingeplanten Budget für die Torte.
Über eine Hochzeitsmesse fand ich dann eine Hochzeitstorten-Bäckerin, die zwar noch keine veganen Torten gebacken hat, aber sehr interessiert klang. Leider blieb es nur beim Interesse, da sie aus Zeitmangel sich nicht mit dem Thema beschäftigen konnte.

Sogar über die Möglichkeit, meine Torte selber zu backen, hatte ich nachgedacht. Wozu hab ich denn bereits ein paar Fondant-Dekorations-Kurse besucht? Die Deko hätte ich mir auch zugetraut, da man sie schon im Vorfeld vorbereiten kann. Aber eine mehrstöckige Torte backen, ohne Routine und am eigenen Hochzeitstag? Nein, das war mir zu riskant.
Schließlich fand ich doch noch eine gewillte Konditorin auf einer der Hochzeitsmessen. Ja, sie würde alles backen, auch vegane Torten. Ich war glücklich! Beim Vorgespräch stellte sich dann heraus, dass sie bisher noch gar keine veganen Torten gebacken hat. „Was darf da alles nicht rein? Also auch keine Milch und Eier … jaja, das bekommen wir hin.“ Die Rezepte sollten wir uns bei Chefkoch raussuchen. Seltsam, aber na gut, es sollte ja eine Kuchenprobe geben …

Bei der Kuchenprobe bekamen wir dann für vier Stockwerke, die alle unterschiedlich schmecken sollten, genau drei Törtchen vorgesetzt. Soso, und wie soll ich mich da nun für vier Sorten entscheiden? Ahja, Sie haben das Pfeilwurzelmehl nicht gefunden? Nein, beim Discounter findet man so etwas auch nicht! Für die vierte Sorte, die sie wegen einer mangelnden Zutat für uns nicht zur Probe gebacken hatte, wollte sie für eine zweite Kuchenprobe tatsächlich nochmal Geld haben. Wir haben die letzte Sorte dann zuhause selber ausprobiert, ohne Pfeilwurzelmehl. Denn hätte die gute Frau die Kommentare unter dem Rezept gelesen, dann hätte sie gesehen, dass man es auch einfach weglassen kann.
Ich glaube, sie war zu dem Zeitpunkt schon stinkig. Denn bei unserem ersten Treffen hatte sie mitbekommen, dass ich selber WordPress verwende, und da sie Hilfe bei ihrem Internetauftritt (auch mit WordPress erstellt) brauche, wär das doch eine gute Idee: Ich helfe ihr, sie hilft mir. Klar, die Idee fand ich auch super, und WordPress sollte machbar sein. Aber als ich dann zuhause einen Blick auf die Seite warf, verstand ich beim besten Willen nicht, wie das eigentlich funktioniert. Der Programmierer hatte zahlreiche Plugins verwendet, von denen ich bis dato noch nie gehört hatte und die ich ohne Doku auch nicht so einfach verstand. Wir hatten noch etwas um die zwei Monate bis zur Hochzeit und mussten noch einiges vorbereiten – keine gute Idee, sich auch noch mit einer vermurksten Website rumzuschlagen. Also sagte ich ihr höflich ab, es täte mir leid, aber ich verstehe die Funktionsweise dahinter leider wirklich nicht!

Naja, den Vertrag hatten wir bereits unterschrieben, die Sorten wollten wir dann noch per E-Mail klären, und dann hörten wir nichts mehr von ihr. Als wir am Tag vor unserer Feier im Hotel (in unserer Location) den Saal dekorierten, kamen wir auf die Idee, mal nachzufragen, wann denn die Torte geliefert werden würde. Die Hotelleiterin wusste nichts von einer Tortenlieferung. Na grandios, ein Tag vor der Hochzeit und die Konditorin hatte sich noch nicht mal bei der Location gemeldet? Zum Glück hatte ich meinen Wedding Planner dabei, in dem ich ihre Telefonnummer notiert hatte. Leider kann die Dame nicht so gut deutsch und war am Telefon sehr schlecht zu verstehen. Sie redete irgendwas von Marshmallows oder Muffins, und als sie merkte, dass wir uns nicht verstanden, meinte sie, sie würde es per E-Mail schreiben. Ich frag mich bis heute noch, was sie gemeint hatte, denn auf die E-Mail warte ich noch heute.
Aber immerhin, die Torte war am nächsten Tag rechtzeitig vor Ort. Ich hatte ja tatsächlich noch mit einer Katastrophe gerechnet, mit einer großen Katastrophe, nämlich einer fehlenden Torte. So hatte ich zumindest nur eine kleine Katastrophe. Denn die Torte sah genau so aus, wie ich es nicht haben wollte: dicke Äste, plumpe Blüten, so rein gar nichts Filigranes. Dabei hatte ich ihr doch so schöne Bilder gezeigt und sie war direkt begeistert und hatte eigentlich verstanden, was ich haben wollte. So eine Torte hätte ich auch ohne Fondant-Kurs hinbekommen. Für die Blüten braucht man nur einen Ausstecher (den ich sogar zuhause habe) und diese Knet-Äste hätte auch ein Kindergartenkind hinbekommen.

Ich denke ja wirklich, dass sie eingeschnappt war, da ich ihr mit ihrer Seite nicht helfen konnte. Und dass wir ja ausgerechnet so eine komplizierte Torte haben wollten (vegan) … als ob sie das nicht von Anfang an gewusst hatte. Wir sind uns auch nicht so ganz sicher, ob die Torte wirklich vegan war. Zwar waren es die besprochenen Sorten, aber ob sie auch bei den Schokoplatten zwischen den Stockwerken und beim Fondant drauf geachtet hatte?
Immerhin schmeckte die Torte ganz gut (das oberste Stockwerk mit Schokolade, das wir probierten, war spitze, aber weiter unten wurd’s dann glaub etwas fad / trocken), sie passte zu unserem Hochzeitsthema, die Gäste haben sich nicht beschwert und es gab genug Torte für alle! Aber die Konditorin kann ich gar niemandem empfehlen und wenn ihr euch überlegt, eine Torte bei einer Konditorin aus Stuttgart fertigen zu lassen, die erst seit kurzem im Geschäft ist, dann schreibt mich an, ich werde euch den Namen nennen und euch von ihr abraten!
Die anderen Kuchen, Torten und Muffins unseres Kuchenbüffets haben meine lieben Gäste mitgebracht, meine Schwester und Mum haben sogar vegan gebacken. 1000 Dank nochmal für eure tollen Leckereien! 
